06.06.2015 - Bogener Zeitung
Die Basecap muss zum Essen runter
Kein Matschen und keine Ellenbogen: Benimmcoach Köppl über Tischmanieren
Gutes Benehmen als Schulfach: Eine Mehrheit der Deutschen wäre dafür, hat unlängst eine Umfrage gezeigt. Auch Benimmcoach Thomas Martin Köppl findet, dass Umgangsformen schon im Kindesalter regelmäßig eingeübt werden sollten - zum Beispiel gute Tischmanieren.
Was gehört zu guten Tischmanieren?
Thomas Martin Köppl: Grundlegend dabei ist natürlich der sichere Umgang mit Messer und Gabel. Und die Wertschätzung des Essens als Lebensmittel. Eltern sollten ihren Kindern so früh wie möglich vermitteln, dass das, was auf dem Teller liegt, kein Spielzeug ist. Klar, bei ganz kleinen Kindern gehört das Herummatschen im Brei dazu. Aber wirklich nir bei den Kleinen.
Was sind die schlimmsten Schniter beim Essen - jetzt man bei den größeren Kindern und Jugendlichen?
Köppl: Bei den Jungs fällt mir dazu spontan ein, sich mit der Basecap an den Tisch zu setzen. Das geht gar nicht, das ist respektlos. Die Mütze muss runter. Genauso daneben ist das Aufstützen mit dem Ellenbogen. Leider ist es eine - nicht nur in Amerika - verbreitete Unsitte, sich das Essen klein zu schneiden, um dann mit nur einem Besteckteil reinschaufeln zu können, während die andere Hand unter dem Tisch liegt.
Ab wann sollte man Kindern Tischmanieren vermitteln?
Köppl: So früh wie irgend möglich. Ein Pauschaldatum gibt es dafür nicht - jedes Kind entwickelt sich anders.
Wie?
Köppl: Am besten mit positiver Verstärkung. Elterliche Kommentare wie "stell dich nicht so an, die anderen lachen dich ja schon aus" sind dabei nicht angebracht. Eher ein "geht doch schon ganz gut, du musst nur noch ein bischen üben". Daneben sollten die Eltern natürlich Vorbild sein.
Sie sind als Benimmcoach auch oft an Schulen unterwegs. Auch da bringen Sie Tischmanieren näher...
Köppl: Ja. Hier setze ich auf Humor und das Faible der Schüler für Süßigkeiten. Deshalb gibt es für das Übungsessen Puffreis statt Erbsen und Schaumwaffeln statt Schnitzel. Da wollen dann natürlich plötzlich alle gern mit Messer und Gabel essen!
Warum sind Tischmanieren wichtig? Satt wird man ja auch anders.
Köppl: Sie sind Teil des Sozialverhaltens und damit eine Schlüsselqualifikation im Leben - egal ob im Privatleben oder im Beruf.
Interview: Patrizia Burgmayer